Ein offener Brief an die Bischöfe
Die Pressekonferenz Kardinal Christoph Schönborns nach der
Bischofkonferenz zeigt die ganze Unsicherheit der Bischöfe. Auf der einen Seite
hängen sie wie kleine Kinder am Rockzipfel Roms, dürfen keine eigene Meinung
haben, sonst werden sie abgesetzt wie Bischof Morris, auf der anderen Seite
wollen sie es sich mit dem Volk Gottes nicht ganz verscherzen. So stehen sie
zwischen zwei Fronten, und so fallen auch die Antworten aus. Sie bieten den Reformern
Gespräche an, beileibe keinen Dialog, sondern unverbindliche Gespräche, ad
infinitum. Aber Reformen werden dezidiert ausgeschlossen. Wozu dann Gespräche,
wenn Reformen ausgeschlossen sind? Ist der Wille Roms die einzige Richtschnur? Wer
die Kirchengeschichte kennt weiß, wie oft Rom geirrt hat.
Ähnlich alle anderen Antworten. Dürfen Frauen zu Priestern
geweiht werden? Nein, denn Jesus hat nur Männer zu Aposteln ausgewählt. Ein
äußerst schwaches und fragwürdiges, rein historisches Argument. Gibt dieses den
unveränderlichen Willen Jesu für alle Zeit wieder? Dürfen Priester verheiratet
sein? Nein! Wir (wer?) wollen es so! Kein Wort davon, dass die Apostel
verheiratet waren. Hier spielt das historische Argument auf einmal keine Rolle
mehr. Zwiespältiger geht es nicht mehr.
Doch wer gibt Rom überhaupt das Recht, von den Priestern die
Ehelosigkeit zu verlangen. Die Heilige Schrift gibt ihnen dieses Recht nicht.
Diese sagt doch, dass z. B. ein Bischof verheiratet sein muss (1 Tim 3). Das
Naturrecht gibt ihnen dieses Recht auch nicht, und das Naturrecht ist
göttliches Recht. Auch das Menschenrecht gibt ihnen dieses Recht nicht. Jeder
Mensch hat das Recht auf Ehe. Auch das Volk Gottes gibt ihnen dieses Recht
nicht. Das Volk Gottes will in seiner überwiegenden Mehrheit auch verheiratete
Priester, wie alle Studien zeigen. Gott beruft viele zum Priesterdienst, die
nicht das Charisma der Ehelosigkeit haben. Müssen wir da nicht Gott gehorchen?
Der Aufruf zum Ungehorsam ist angeblich eine Kampfansage.
Apropos Ungehorsam. Hätten die deutschen Generäle zur rechten Zeit Hitler den
Gehorsam verweigert, wäre nicht nur Deutschland, sondern der ganzen Welt
unendliches Leid erspart geblieben. Auch mit Reformen, die dem Willen Jesu
entsprechen, würden wir der Kirche viel Leid ersparen.
Hans Chocholka