Gehorsam – Ungehorsam
Die Pfarrerinitiative hat zum Ungehorsam gegen kirchliche Vorschriften aufgerufen, die der Heiligen Schrift widersprechen, und sie berufen sich auf ihr Gewissen, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Dieser Ungehorsam bezieht sich damit nicht auf Glaubenswahrheiten, sondern auf menschliche Vorschriften. Die Bischöfe beklagen, dass dieser Ungehorsam der Kirche schweren Schaden zufüge. In Wahrheit aber sind die Priester gehorsam, gehorsam Gott gegenüber, der in der Heiligen Schrift zu uns spricht.
Auch die Bischöfe sind gehorsam, aber gehorsam den Beschlüssen, die sie selbst beschlossen haben. Aber sie sind Gott ungehorsam, dort wo sie nicht auf die Heilige Schrift hören. Ein Beispiel: Nirgends in der Heiligen Schrift steht, dass Priester zölibatär leben müssen. Aber sie haben den verpflichtenden Zölibat beschlossen. Nun beruft aber Gott auch Menschen zum Priesterdienst, denen er nicht das Charisma der Ehelosigkeit gegeben hat. Also will Gott auch verheiratete Priester. Die Bischöfe lehnen diesen Willen Gottes ab. Die Pfarrerinitiative will auch verheiratete Priester. Wer ist nun gehorsam und wer ungehorsam?
Ein zweites Beispiel: Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Beide sind ein Ebenbild Gottes, von gleicher Würde und damit gleichen Rechten. Die Kirchenleitung verweigert den Frauen die gleichen Rechte mit fragwürdigen Argumenten. Ich sehe ein, dass eine sofortige Zulassung der Frauen zum Priesteramt in der heutigen Konstellation die Kirche zerreißen würde. Aber es müsste das Denk- und Diskussionsverbot aufgehoben werden und als erster Schritt die Zulassung zum Diakonat erlaubt werden.
Jesus hat mit seinem Gebot der Unauflöslichkeit der Ehe uns ein wunderbares Ziel vorgegeben. Aber er ist auch barmherzig mit jenen, die dieses Ziel noch nicht erreichen. Die Kirchenleitung ist unbarmherzig und schließt diese Menschen von den Sakramenten aus. Die meisten Priester sind barmherzig, obwohl sie gegen menschliche Verordnungen verstoßen.
Das Problem ist, dass unsere Hierarchie (= heilige Herrschaft) meint, dass ihre Beschlüsse unfehlbar sind und sie allein die Wahrheit für sich gepachtet haben. So hat Benedikt XVI. in seinem apostolischen Schreiben, das er höchstpersönlich im November in Afrika ablieferte, wörtlich gesagt: „Vergeudet eure menschlichen und pastoralen Kräfte nicht in der unnützen Suche nach Antworten auf Fragen, die nicht in eure direkte Zuständigkeit fallen…”. Also nicht einmal die Bischöfe dürfen darüber nachdenken, wie die offenen Probleme in der Kirche gelöst werden könnten.
Dabei bezieht sich die so genannte „Unfehlbarkeit“ nur auf einen sehr eng begrenzten Bereich der Glaubenswahrheiten und das nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Die Geschichte zeigt, wie viele Irrtümer die Kirchenleitung im Lauf der Zeit begangen hat. Sie alle hier aufzuzeigen würde diesen Rahmen sprengen. Nur einige Beispiele: Papst Honorius I. (625 – 638) wurde von einem späteren Konzil wegen christologischer Irrtümer als Häretiker verurteilt. Ich denke an die Kreuzzüge, ich denke an die Hexenprozesse, ich denke an Galileo Galilei und viele, viele andere, bis in die jüngste Zeit.
Wir berufen uns nicht auf unsere eigenen Beschlüsse, sondern auf die Heilige Schrift. Wir stellen keine Dogmen in Frage, sondern Kirchenstrukturen, die nichts mit dem Glauben zu tun haben. Nicht wir schädigen die Kirche, sondern unsere Hierarchie schädigt durch ihre Unfähigkeit für Reformen die Kirche.
Hans Chocholka
Lieber Hans, da sagst du etwas ganz Wesentliches, nämlich dass die Pfarrerinitiative und ähnliche Priestergruppen keine Glaubenswahrheiten und Dogmen in Farge stellen sondern nur die Strukturen.
Ich habe inzwischen aber festgestellt, dass diverse Reformbewegungen von Laien das tun, nämlich Glaubenswahrheiten in Frage zu stellen und quasi eine neue Glaubenslehre und ein neues Glaubensbekenntnis zu fordern.
Ich finde, dass da etwas aus dem Ruder läuft, da kann ich nicht mehr mit und deswegen distanziere ich mich von solchen Bestrebungen.
Mein Anliegen sind nach wie vor die Strukturreformen. Silvia
Liebe Silvia. Du hast recht, nicht alles, was von den Reformbewegungen kommt, stimmt noch mmit unseren Glaubenswahrheiten überein. Da braucht es noch einen Läuterungsprozess. Es musss sich die Spreu vom Weizen scheiden. Wichtig ist ein ständiger fundierter Diskussionsprozess. Ein solcher zieht sich durch die ganze Kirchengeschichte. Ich bin zuversichtlich, dass die Kirche den richtigen Weg finden wird.
Hans Chocholka
Danke, Hans Chocholka! Dieselben Gedanken habe ich in meinem Beitrag http://griess.st1.at/Wem%20haben%20Katholiken%20Gehorsam%20zu%20leisten.htm geäußert.
Danke für deinen unermüdlichen Einsatz. Gemeinsam werden wir auf die Dauer gesehen, etwas erreichen. Hans Chocholka